Wirtschaft

Die Wirtschaft, ihre Organisationen und Teilnehmer produzieren bewusst und unbewusst eine Vielzahl von Zeichen, die alle mit semiotischen Mitteln untersucht werden können. Der besondere Reiz der Wirtschaft für die Semiotik liegt darin, dass dies der Bereich mit den größten finanziellen Ressourcen für fundierte semiotische Analysen und Konzepte ist.

Werbung gehört schon seit Roland Barthes und Umberto Eco zu den beliebten Erprobungsfeldern praktischer Semiotik. Wobei die meisten Betrachtungen, die wir heute gerne noch in den wenigen Lehrbüchern und einführenden Textsammlungen finden, über eine eher feuilletonistische, intuitive Beschreibung kaum hinausgehen.

Die Sektion Wirtschaft hat sich vorgenommen, die Untersuchung wirtschaftlicher Zeichenphänomene wissenschaftlich und ökonomisch zu professionalisieren. Das heißt einerseits ist ein starkes Involvement in aktuelle Methodendiskussionen verlangt, andererseits geht es darum, die Untersuchungsfelder im semiotischen Fachkreis – gerade innerhalb der deutschsprachigen Semiotik – populärer zu machen sowie verstärkt Unternehmen und Organisationen für semiotische Projekte zu begeistern.

Grossansicht in neuem Fenster: Wechselspiel semiotischer Faktoren in der WirtschaftBildnachweis: Quelle: KMB (kommunikation-kmb.de)Die Felder der Wirtschaftssemiotik sind neben der schon erwähnten Werbung in allen medialen Ausprägungen, zahlreiche ökonomische Design-Objekte von der Verpackung über das Produkt bis zum Laden – auch virtuell. Beim Produkt, bzw. Konsumobjekt kommt es nicht nur auf seine Formgestaltung an, sondern natürlich auch auf sein Fitting in Lebens- und Konsumwelten. Der große Bereich der sogenannten Corporate Identity verwoben mit dem Feld des sogenannten Employer Branding ist ebenfalls semiotisches Kernland. Interpretationen und Zeichensetzung in der alltäglichen (internen) Kommunikation sind darüber hinaus ebenso fruchtbare Untersuchungsgegenstände wie der Kreativ- und Innovationsprozess von Unternehmen/Organisationen.

Methodisch muss sich die Wirtschaftssemiotik sowohl der strukturalistischen Methoden-Tradition bedienen als auch der pragmatisch-prozessualen. Von den Zeichenphänomenen geht es gleichermaßen um divergent kreative Interpretationen wie um konvergent orientierende Bedeutungsversicherungen. Ein Framework, das sich für angewandte, semiotische Untersuchungen seit einigen Jahr bewährt, ist in der Grafik dargestellt.

Zur Einführung

  • Crow, David (2012): Zeichen. Eine Einführung in die Semiotik für Grafikdesigner, 2. aktualisierte Neuauflage, München: Stieber.
  • Bernsau, Klaus M. (2007) : Der Erfolg des Zeichens Coca-Cola in Deutschland, Saarbrücken: VDM.
  • Bernsau, Klaus; Friedrich, Thomas; Schwarzfischer, Klaus (Hrsg.) (2012): Management als Design? Design als Management? Regensburg: Incodes.
  • Flochs, Jean-Marie (2001): Semiotics, Marketing and Communication: Beneath the Signs, the Strategies, Basingstoke: Palgrave Macmillan.
  • Karmasin, Helene (1998): Produkte als Botschaften. Konsumenten, Marken und Produktstrategien, Landsberg am Lech: Redline.
  • Umiker-Sebeok, Jean (1987): Marketing and Semiotics, Berlin u.a.: Mouton de Gruyter.
  • Werner, Ute (1999): Konsum im multikulturellen Umfeld, Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang.

Ihre Ansprechperson für die Sektion

Klaus Bernsau (Profil | E-Mail)

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