Die Sektion Archäologie setzt sich mit Zeichen, Zeichensystemen und Bezeichnungsprozessen im Altertum auseinander. Dabei spielen drei unterschiedliche Blickwinkel eine Rolle:
(1) Semiotische Ansätze eröffnen vielversprechende Interpretationsperspektiven bei der Analyse von archäologischen Objekten
– auch solchen, die von ihren Urhebern nicht oder nicht in erster Linie als konstitutive Elemente eines Kommunikationsprozesses im engeren Sinne intendiert gewesen sein dürften. Hierzu gehören beispielsweise Gegenstände der Alltagskultur, vor allem jedoch die im archäologischen Befund allgegenwärtigen Objekte, denen (oft nur wegen Ermangelung fundierten Wissens um ihre Funktion) religiöse und/oder magische Funktionen zugeschrieben werden.
(2) Die seit dem Neolithikum in zunehmender Zahl entwickelten und im Laufe der Zeit immer stärker auch sprachbezogenen visuellen Kommunikationssysteme wie etwa die ägyptischen Hieroglyphen sind nicht nur die direkten Vorläufer der meisten heute noch verwendeten Schriften, sondern verfügen über Eigenschaften, die gerade auch in der medialen Revolution der allerjüngsten Zeit eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen: die im Nebeneinander ikonischer und arbiträrer Zeichen aufscheinende Hybridität (siehe z.B. Emojis) und die häufige Verwendung als Teil multimodaler Kommunikate (z.B. Text-Bild-Kombinationen, Comics, Landkarten).
(3) Semiotische Theorien existierten bereits vor den griechischen philosophischen Texten, deren unmittelbare Nachwirkungen bis in die Moderne reichen. Insbesondere aus Ägypten und Mesopotamien liegen einschlägige Äußerungen und Indizien vor.
Die ursprüngliche Herausbildung, langfristige diachrone Entwicklung, Diffusion und Adaption von Zeichensystemen sind ebenso Gegenstand unseres Interesses wie die sozialen und politischen Rahmenbedingungen und die Prozesse im Zusammenhang mit Brüchen in ihrem Gebrauch, der Aufgabe ihrer Verwendung und ihrer Ersetzung durch andere.