Mit Sprache verwendet Literatur ein durch die jeweilige Entstehungskultur vorgegebenes, primäres Zeichensystem, mit dem sie in ihren Texten selbst neue, also sekundäre Zeichensysteme aufbaut und literarische Welten entwirft. Solche Weltentwürfe repräsentieren Werte- und Normensysteme und sind Aushandlungsorte der kulturellen Selbstverständigung, mit denen eine Kultur, eine Epoche, eine Gesellschaft relevante Wissensmengen bestätigt und einübt oder aber in Frage stellt und verwirft. Literatur ist damit ein Speichermedium, das kollektiv relevante Bedeutungen vermittelt und bewahrt, und sie ist ein Reflexionsmedium, in dem zu gesellschaftlichen Diskursen und Problemen spezifische Einstellungen, Haltungen und Erklärungsversuche kommuniziert und virtuell erprobt werden.
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Literatur: Zeichensysteme – Textwelten – kulturelles Wissen
Dieser Artikel führt grundlegend in Gegenstandsbereiche, Fragestellungen und Aufgaben der Literatursemiotik ein. Ausgehend von einer semiotischen Definition von Literatur werden die Bedeutung des konkreten literarischen Textes, die Rolle von Kanon und Gattungen sowie die methodische Perspektive der Literatursemiotik auf den Zusammenhang von literarischem Text und kulturellem Wissen erläutert.