Medien

Die Sektion Medien befasst sich sowohl mit der Materialität und Medialität von Zeichen als auch mit semiotischen Medienpraktiken. Medien und Zeichen stehen dabei in einer reziproken Relation zueinander und sind nicht als voneinander getrennt zu verstehen. Eine solche mediensemiotische Perspektive untersucht die Medialität von Zeichen  und die Zeichenhaftigkeit von Medien in ihren situativ-kommunikativen und sozio-kulturellen Kontexten. Ein weiterer konstitutiver Untersuchungsgegenstand ist die multimodale Ausdifferenzierung von Zeichen und Medien  in einer zunehmend mediatisierten Welt.

Die Mediensemiotik versteht sich als eine genuin pragmasemiotische Wissenschaft. Damit  behandelt  sie weder – wie eine strukturalistisch geprägte Semiologie – die Differenzen von Zeichensystemen, unabhängig von kommunikativen Praktiken, noch – wie eine artefaktisch fokussierte Medienwissenschaft –  die Differenzen der Medien, unabhängig von ihrer kommunikativen Nutzung. Vielmehr setzt sie mediatisierte Zeichen bzw. semiotische Medien als in praktische Verfahren der Kommunikation und Interaktion eingebunden voraus. Medien und Zeichen konstituieren somit  gesellschaftliche Diskurse und sind gleichzeitig als Auswirkung gesellschaftlicher Diskurse materialisiert. Mit diesem Ansatz trägt die Mediensemiotik der zunehmenden Konvergenz medialer Technologien ebenso Rechnung wie der fortschreitenden Mediatisierung der Alltagskommunikation in den verschiedenen sozialen Kontexten. Sie richtet den Blick zurück auf die Mediengeschichte als historische Entwicklung mediatisierter Kommunikation und blickt auf die Gegenwart  semiotischer Praktiken und techno-sozialer Vernetzungsprozesse im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung.

Die Sektion Medien setzt sich auf dieser Grundlage zum Ziel, den interdisziplinären mediensemiotischen Diskurs, zu dem auch diejenigen Forschungsrichtungen zu zählen wären, die zwar nicht als „semiotisch“ etikettiert sind, sich aber dennoch mit semiotisch relevanten Fragestellungen befassen, zu bündeln und voranzutreiben. Hierbei gilt es auch, die Interdisziplinarität mediensemiotisch orientierter Forschung fruchtbar zu machen und divergierende Perspektiven, beispielsweise der Sprach-, Medien-, Literatur- und Kommunikationswissenschaft sowie der Medienpädagogik als auch der Philosophie, Soziologie und Ethnologie miteinander in gewinnbringender Weise ins Gespräch zu bringen. Die Mediensemiotik sieht sich zudem in großer Verwandtschaft mit den Cultural und Visual Studies sowie mit Ansätzen der Medial and Visual Literacy.

Auf den oben skizzierten Grundlagen eines prozessorientierten Medien- und Zeichenbegriffs sollen in der Sektion dabei in theoretischer und methodischer Hinsicht neue Ansätze mediensemiotischer Forschung entwickelt, diskutiert und anschlussfähig gemacht werden.

Zur Einführung

  • Bignell, Jonathan (2002): Media Semiotics: An Introduction, 2. Aufl., Manchester: Manchester University Press.
  • Gaines, Elliot (2010): Media Literacy and Semiotics, Wiesbaden: Springer.
  • Genz, Julia; Gévaudan, Paul (2016): Medialität, Materialität, Kodierung. Grundzüge einer allgemeinen Theorie der Medien. Bielefeld: transcript (Edition Medienwissenschaft, 38).
  • Kress, Gunther (2010): Multimodality. A social semiotic approach to contemporary communication, London/New York: Routledge.
  • Jäger, Ludwig (2015): Medialität. In: Ekkehard Felder und Andreas Gardt (Hg.): Handbuch Sprache und Wissen. Berlin: de Gruyter Mouton (Handbücher Sprachwissen, 1), S. 106-122.

Ihre Ansprechpersonen für die Sektion

Mark Dang-Anh (Profil | E-Mail)

Stefan Meier (Profil | E-Mail)

Daniel Rellstab (Profil | E-Mail)

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